Das Heavy24 – 2025 Solo Woman

Mein Ziel, mein Plan, meine Emotionen.

Letzte Runde und die Emotionen.

21. Juni, 12 Uhr. Ich stehe an der Startlinie.
Seit Tagen kribbelt es im Körper. Adrenalin, Fokus, Anspannung, alles ist da. Aber diesmal ist es anders als im letzten Jahr. Ich bin vorbereitet. Im Kopf klar. Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Ich habe ein Ziel. Ich habe einen Plan. Und ich habe ein Team.

Der Startschuss fällt. Ich ordne mich wie immer bewusst hinten ein. Ich hasse es, im Pulk zu fahren. Ich brauche meinen Rhythmus, meine Ruhe. Also rolle ich das Feld von hinten auf, Runde für Runde. 9,7 Kilometer durch den Rabensteiner Wald, Trails, Anstiege, schnelle Passagen. Der Kurs ist technisch, und er liegt mir. Weil es meine Hausstrecke ist.

Die erste Runde läuft sauber. Ich sauge alles auf, die Geräusche, die Strecke, die Energie. In Runde zwei knallt die Kurbel gegen eine Wurzel im Seetrail. Linke Seite. Ein Knacken. Dann ein Geräusch beim Treten. Schrecksekunde. Aber ich bleibe ruhig. Beobachte. Weiterfahren. Es ist nicht das einzige Teil, das ich an diesem Tag im Blick behalten muss. Aber: Ich komme gut rein. Alles passt. Besser als erwartet.

15 Uhr. Es wird wärmer. Aber erträglich. Die Ernährung sitzt. Ich verschiebe meine geplante Pause. Warum auch anhalten, wenn’s läuft? Erst viel später mache ich eine kurze Unterbrechung. 15 Minuten. Umziehen. Kurz die Augen zu, und gefüttert werden. War so nicht geplant. Aber es wirkt.

Die Nacht bricht herein. Kein Problem. Licht montiert, neue Lampe am Start.

Die funktioniert brutal gut. Keine großen Pausen nötig. Keine Müdigkeit. Kein Einbruch. Ich bin komplett im Fokus. Ich bin drin. Und ich bleibe drin.

Ich treffe andere Fahrer*innen. Manche Worte, viele Blicke. Und dann: Katrin Reichelt. Ich hänge mich eine Runde an ihr Hinterrad. Und sauge wieder auf – Technik, Linie, Abfahrt. Danke für die Skills und die motivierenden Worte, Katrin.

Doch nicht alles läuft glatt. Eine Abfahrt, dieselbe, auf der ich mir 2022 im Training die Mittelhand gebrochen habe. Dieses Mal wieder eine brenzlige Situation. Ich werde von zwei Fahrern überholt, einer touchiert mich am Lenker. Ich kann bremsen, greife reflexartig nach einem Baum. Ich bleibe stehen. Atme. Und fahre weiter. Zwei Runden brauche ich, um wieder bei mir zu sein. Aber ich komme zurück.

Sonnenaufgang. Ich freue mich wie ein Kind. Diese Licht an manchen Stellen im Wald ist magisch. Und dann, Menschen an der Strecke. Ein schlafender DJ bei lauter Musik. Ich grinse. Und unser zweites Team motiviert mich mehrmals, als sie an mir vorbeifahren. Genau das bringt mich wieder voll auf Kurs.

Da klebt plötzlich jemand an meinem Hinterrad. Am nächsten Anstieg fahre ich weg. Will locker rollen, doch wieder ist sie da. Ich spiele mit. Bin neugierig. Wer ist das?

Am Anstieg vorm Ziel werfe ich einen Blick auf die Startnummer, 208 Einzelstarterin. Ich frage meine Crew. Im selben Moment sehe ich, dass sie anhält. Und ich? Ich ziehe durch. Die Runde schneller. Dann die Info: Laura, wenige Minuten hinter mir. Und ich? Bin zu diesem Zeitpunkt auf Platz 2. Das brennt sich rein. Ich will da bleiben.

Ich fahre konzentriert. Fokussiert. Mein Plan geht auf. Ich sehe eine Hochzeit am Ufer. Einen Hasen auf dem Feld. Und Besucher an der Strecke, die einfach gut tun. Gänsehaut. Dankbarkeit. Und irgendwo fährt Daniel Gottschalk vorbei – wir plaudern kurz. Und: Ein großes Danke an Christian, der mir nachts mit einer Fixierung für meinen Akku aushelfen konnte. Ohne Worte.

Dann sehe ich Anita Schenk. Sie liegt zwei Runden vor mir. Ich fahre ran. In dem Moment steigt sie vom Rad und rennt Richtung Staumauer. Ein Defekt? Ich könnte vorbeiziehen. Doch ich brauche eine Pause. Die Chance ist vorbei. Aber nicht schlimm, denn später fahren wir zwei eine Runden zusammen. Wir reden. Und ich weiß: Ich bleibe auf Platz 2. Es reicht. Und es ist mehr, als ich je erwartet hätte.

39 Runden. 5.527 Höhenmeter. Platz 2.
Ich bin stolz. Auf mein Team. Auf meinen Körper. Auf meine Leistung.

Denn das war kein Spaziergang.
Das war 24 Stunden im Tunnel, mit Licht, Höhen, Tiefen und purem Willen.
Und ich? Ich komm wieder. Mit noch mehr Hunger.
Aber dieses Rennen – das bleibt.

Heavy24. Du warst wild. Und wunderschön.

Danke.
An meine Familie.
An mein Team O&L, das immer wieder unfassbar viel auf die Beine stellt.
An meinen Sponsor Zaun & Tor, für den Rückhalt im Hintergrund.
An Andreas, für die Organisation der leistungsstarken Lampe, die mir die Nacht erleuchtet hat.
An all die Supporter am Handy, die mich über den Garmin-Link mitverfolgt und angefeuert haben.
An die Besucher an der Strecke, die mich mit Zurufen, Klatschen und Energie getragen haben.
Und vor allem: An meine Frau. Danke, dass du mir den Raum gibst, mein Hobby so leben zu dürfen.

Ohne euch wäre das hier nicht möglich gewesen.